Salzburger Gärtnertipp – Folge 3 – Superfood Sprosse

SUPERFOOD SPROSSE

Pflanzensprossen sind Vitaminbomben, welche das ganze Jahr Saison haben. Speziell jetzt erfreuen sich Kunden an regional produzierten Sprossen, um fit für den Start in den Frühling zu sein. Was an Sprossen so besonders ist und wie sie in den eigenen vier Wänden angebaut werden können, erklärt Bio-Gemüsebauer Hans Feldinger.

Was sind Sprossen?

Als Sprossen – auch Keimsprossen genannt – versteht man ein Gemüse, eine Hülsenfrucht oder eine andere Pflanze, welche sich in seinem Entwicklungsstadium zwischen Sämling und Jungpflanze befindet. Einfach erklärt bedeutet das folgendes: aus einem Samenkorn entwickelt sich unter dem Einfluss von Feuchtigkeit, Licht und Wärme der sogenannte Keimling. Er besteht aus dem Spross (alle oberirdischen Teile) und den Wurzeln des jungen Pflänzchens. Meist wird umgangssprachlich der gesamte Keimling als Sprosse bezeichnet – unter anderem auch deshalb, weil die Sprossen bei der Ernte noch so jung sind, dass die Wurzeln kaum erkennbar sind.

Welche Samen kann ich als Sprosse essen?

Eine Sprosse, die vermutlich jeder kennt: Kresse. Doch ist die Kresse ganz und gar nicht das einzige, was als Sprosse gegessen werden kann. Aus den Samen von verschiedensten Gemüsesorten (zB. Brokkoli, Radieschen, Karotten) oder Hülsenfrüchten (Erbsen) bis hin zu Blumensamen wie Sonnenblumen können diese wertvollen kleinen Pflanzen entstehen. Vorsichtig sollte man nur bei der Wahl von Nachtschattengewächsen wie Tomate oder Kartoffel sein, da sie den giftigen Stoff Solanin enthalten.

Vitaminbombe

Sprossen sind ein wahres Superfood. Der kleine Keimling ist reich an gesunden Kohlenhydraten, Vitaminen und Mineralstoffen. Die Konzentration hiervon ist in Sprossen meist mindestens doppelt so hoch wie in ausgewachsenen Pflanzen. Zusätzlich enthalten Sprossen eine große Menge an sekundären Pflanzenstoffen. Für die Pflanze selbst dienen Sekundäre Pflanzenstoffe als Hilfsmittel, zB. als Fraßschutz oder Lockstoff. Auf uns Menschen haben sie einen besonders gesundheitsfördernden Einfluss.

In Sprossen von Kreuzblütlern (zB. Kresse, Rucola oder Radieschen) ist eine große Menge vom sekundären Pflanzenstoff „Senföl“ enthalten. Diese Senföle führen zu dem typischen scharfen Geschmack der Sprossen und haben auf Menschen einen positiven Einfluss auf eine Vielzahl von Stoffwechselprozessen. So wirken sie beispielsweise wärmend, stoffwechselaktivierend oder immunsystemaufbauend, was im Frühjahr besonders wichtig für den Menschen ist.

Regionale Sprossen

Bei Hans Feldinger, Steinerbauer in Wals, wachsen bereits seit über 20 Jahren Sprossen in den Glashäusern. Die Samen von Kresse, Radieschen und Co. werden auf speziellen Hanfmatten verteilt und dürfen bei 15-18 Grad für ca. eine Woche keimen und wachsen. Durch die Anzucht auf den Hanfmatten sind die Sprossen von Familie Feldinger länger haltbar als jene, die bereits abgepackt im Kühlregal liegen. „Die Sprossen wachsen daheim sogar noch weiter, wenn die Wachstumsbedingungen passen“, so Hans Feldinger. Die Hanfmatten sind biologisch abbaubar und können im Biomüll entsorgt werden. Regionale Sprossen können ganzjährig im Ökohof (Wals) und im Rochushof (Salzburg) von Elisabeth Feldinger oder auch im Lebensmitteleinzelhandel erworben werden.

Sprossen-Eigenanbau

Wer selbst Sprossen anbauen will, hat verschiedene Möglichkeiten.

  1. Teller/Schälchen auf der Fensterbank

  • Samen auf einem Teller mit einem angefeuchtetem Blatt Küchenrolle verteilen
  • Das Teller an einen hellen Ort ohne pralle Sonneneinstrahlung stellen und die Samen mit Wasser besprühen
  • Nach 1-2 Tagen bricht die Samenschale auf und der Keimling beginnt zu wachsen
  • Nach rund 5-7 Tagen ist die Kresse bereit für die Ernte
  • Die Feuchtigkeit der Küchenrolle ist regelmäßig zu kontrollieren, denn trocknen die Samen oder später die Sprossen komplett aus, sterben sie ab!

 

  1. Sprossenglas

Prinzipiell kann im Sprossenglas kann fast jede Sprossensorte kultiviert werden. Nur sehr kleine Samen wie Kresse, Rucola oder Brokkoli lassen sich am besten in einer sogenannten mit der vorhin genannten Variante ziehen.

  • Was ist ein Sprossenglas?

= ein normales Glas mit einer Höhe von circa 15 Zentimetern mit Deckel und Stellvorrichtung, welches im Internet oder im Handel erhältlich ist

Der Deckel ist gelocht, damit das Gießwasser abfließen und durch das Glas genügend Luft zirkulieren kann.

Die Stellvorrichtung hält das Glas in Schräglage und sorgt dafür, dass überflüssiges Wasser direkt ablaufen kann.

  • Wie funktioniert’s?
  • 2-3 EL Samen in das Sprossenglas gegeben und mit Wasser bedecken
  • die Samen für circa 10 Stunden einweichen (Dieser Vorgang wird bei fast allen Sprossensorten durchgeführt, nur einige Ausnahmen, z. B. Leinsamen
  • Nach der Einweichzeit das Wasser abschütten und nicht aufgequollene Samen aussortieren
  • das Glas in die Stellvorrichtung geben, damit das restliche Wasser abtropfen kann

Damit das Sprossenkeimen ein voller Erfolg wird, gibt es nur eine wichtige Pflegemaßnahme zu beachten: Das tägliche Spülen.

Die Keimlinge müssen morgens und abends mit frischem Wasser gespült werden und danach kann das Glas zum Abtropfen wieder zurück in die Halterung gestellt werden.

So wird die Bildung von Bakterien oder Schimmelpilzen verhindert. Sollte sich widererwarten Schimmel bilden, sollten die Sprossen nicht mehr verzehrt werden.

Je nach Ausgangssaatgut können die Sprossen bereits nach 3-4 Tagen verzehrt werden.

Foodtrend Microgreen

Ein neuer Foodtrend sind die sogenannten Microgreens – einfach übersetzt: kleines Grünes. Man könnte jetzt meinen, das ist doch dasselbe – aber nein –  Es gibt einen kleinen aber feinen Unterschied.

Wenn Pflanzen aus einem Samen gezogen werden, dann entsteht zu Beginn die Sprosse, sprich es entwickelt sich ein erster Trieb aus dem Samen. Als nächstes wächst die kleine Pflanze und bildet ihr erstes Blattpaar. Genau in diesem Moment spricht man von einem „Microgreen“. Microgreens brauchen im Gegensatz zu Sprossen dann auch schon einen Nährboden für das Wachstum der Pflanze.

Aber egal ob Sprosse oder Microgreen – Gesund und reich an Vitaminen sind beide Arten der kleinen Pflanzen.

Wichtig: Allfällige in diesem Artikel angeführte mögliche Heilwirkungen sind nicht als ärztliche Handlungsempfehlungen zu verstehen und ersetzen keinesfalls die fachliche Beratung durch den Arzt oder Apotheker.

 

Text: Franziska Oberlechner

Bilder: pixabay isisnedjem, Armin Djuhic

Video: Armin Djuhic


24.03.2022